Der Vater

Der trinkende Vater, der allabendlich seine Ehefrau windelweich schlägt und der Terror in der Familie verbreitet.
Alkohol, Gewalt, Blut, Brutalität, Eifersucht. Das tägliche Brot.
Schreie und Schläge. Nicht zu überhören, doch die Nachbarn schweigen.

Die Mutter flüchtet in das Kinderzimmer, in der Hoffnung, dass er ablässt, wegen der Unschuld der Kinder, wegen des Friedens und der Wiege des Kinderzimmers. Zumindest, wie es eigentlich sein sollte. In der idealen Blümchenwelt der anderen oder wie es für die Schmonzette des TV abgelichtet wurde.

Doch es war wohl nicht mehr als eine Hoffnung.
Zu groß war die Angst vor den Schlägen, vor den Verletzungen, vor dem Terror und der Aggressivität und vor der Absurdität der haltlosen und irrsinnigsten Vorwürfe.
Als ob Gewalt, Blut und Zerstörung die Lösungsformel und das Ventil für ein verkorkstes Leben und dieses somit verschwunden und aufgelöst gewesen wäre.
Aber das müsste als scheinbare Logik hinter diesen Taten anzunehmen sein.
Sofern man es überhaupt mit Logik zu deuten in der Lage gewesen wäre.

Die verängstigte und malträtierte Mutter flüchtet in letzter Sekunde und in ihrer Hilflosigkeit in das Kinderzimmer und versucht, die Tür zu verbarrikadieren. Das gelingt nur mit körperlicher Kraft, indem sie sich dagegen stemmt, denn er hatte den Zimmerschlüssel zuvor wohlweislich und geplant beseitigt.
Wie ein tollwütiger Hund, aber planvoll, vorsätzlich, geil auf Gewalt und Terror als Nahrung und Elixier. Als Fundament für die Armseligkeit und die Banalität der eigenen Existenz in dessen Urgrund.

Schreie, nackte Angst und absurdeste Absurditäten und Perversitäten in Wortform.
Die Existenz verstanden als gewaltverbreitendes monströses Spektakel.

Was geht in diesem Menschen vor sich?

Die Kinder liegen währenddessen in ihren Betten und wagen es nicht, sich zu melden, ja, geradezu sich zu bewegen, zu reden, auch nur zu denken, angesichts des Terrors und der Existenz der kalten, brachialen, unbändigen und gnadenlosen Gewalt und Aggression des Vaters.
Die Wunden, die hier gerissen werden, sollten für das Ende ihres Lebens vorhalten und immer wieder aufreißen und schmerzen.
So etwas vergeht nicht. So etwas wird nicht vergessen sein. Es brennt sich in die zuvor reinen Kinderherzen und in die Kinderseelen ein, wie ein glühendes Stück Eisen in das Fleisch eines Rindes.
Seelischer Schmerz und Pein bis zum Ende aller Tage.

Doch die Tür hält nicht dicht. Die Glasscheibe in der Mitte bricht.
Splitter und Schreie und Blut.
Jammer, Tränen, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit.

Die offensichtlichen Verletzungen sind nur das, was man sieht.

Ein Mal, als die Tür zum Kinderzimmer nicht aufgebrochen wurde oder werden konnte, hörten sie die Schreie und das Jaulen des Hundes aus dem Wohnzimmer.
Er hatte sich nicht ins Kinderzimmer retten können, oder war sich dessen bewußt, dass das ein kluges Vorgehen gewesen wäre.
Wie sollte er auch, denn er spendete, wie eben alle Hunde, uns Menschen Vertrauen, Treue und Loyalität.
Das wurde ihm nun zum Verhängnis.

Was müssen das für Bilder gewesen sein?

Ein unschuldiges Wesen, das dem Menschen vertraut und ihm dient, wird geschlagen und malträtiert. Und es jammert, ist verstört, verängstigt und schreit.

Dies gehörte wohl zu seiner Strategie, um die Mutter aus der Zuflucht des Kinderzimmers zu locken.
Das Kalkül ist wohl, dass die, die Mitgefühl für diese nun gequälte Kreatur haben, schwach sind, eine Schwäche zeigen. Sie würden aus dieser vermeintlichen Schwäche heraus, der gequälten Kreatur zu Hilfe eilen.

Und so schrie der Hund und musste die Schläge als Sparringpartner ertragen.
Alle andere waren gebrochen und sie weinten.
Wenn er doch bloß den Hund verschonen möge.

Was müssen das für Bilder gewesen sein?
Es bedarf weder einer Kamera, noch der Fantasie, denn diese Bilder sind das echte Leben in den Seelen dieser Menschen und daher selbst das lebende Denkmal der Erinnerung.

Wenn es einen Gott gibt, so war er nicht dort, in diesen Momenten.

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