Als ich etwa Anfang zwanzig war, begann ich mich zu fragen, wieso die meisten Menschen mit ihrem und dem Leben anderer unzufrieden sind?
Doch, wie kam ich überhaupt auf diese Frage?
Ich stellte fest, dass kaum jemand ausgeglichen und zufrieden mit dem ist, was ist. Was er oder sie hat. Was er oder sie ist. Allein der Aspekte des ‚Ich bin‘, wa sbereits einem Wunder der Natur gleichkommt, schien nicht zu reichen, zu genügen.
Es gab immer etwas zu bemängeln, zu kritisieren, zu beklagen.
Anhand der Reaktionen der Menschen und deren Stimmungslagen, die die meiste Zeit nicht sonderlich offenherzig, wohl gestimmt, ausgeglichen, positiv, freundlich, zuvor- und entgegenkommend waren, konnte man den Eindruck gewinnen, dass immer etwas nicht stimmte. Das konnten diverse Aspekte des Lebens sein. Sei es, dass nicht genug Geld vorhanden war, oder dass es einem nicht gut ging, das man viel Stress hatte und vieles anderes mehr.
Als ich also noch jung war, hatte ich die Vorstellung, dass man es die Menschen im Umfeld nur recht machen müsse. Wenn man ihre Wünsche erfüllen würde, müssten sie ab einem bestimmten Punkt besser gestimmt oder sogar mit ihrem Leben besser, wenn nicht sogar gut zufrieden sein.
Ich begab mich also auf die Mission, besonders zuvorkommend und hilfsbereit zu sein, freundlich, nett und immer mit einem offenen Ohr, um mein und das Leben der anderen zu verbessern.
Es stellte sich sehr bald heraus, dass es keine oder kaum eine Wirkung hatte. Und, wenn sich eine Besserung der Stimmungs- und Gemütslage einstellte, war dies scheinbar nur für eine erste kurze Zeit.
Die Menschen schienen sich an diesen Zustand oder das freundliche und zuvorkommende Klima recht rasch zu gewöhnen. Manchmal wurde es auch gar nicht erst wahrgenommen, da manche Menschen viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt waren, als dass sie es hätten wahrnehmen können.
Kurzum, es trat nie der Zustand ein, dass zumindest die wichtigsten Menschen in meinem Leben eine Harmonie oder grundlegende Änderung ihrer Wesenszüge annahmen, adaptierten oder in irgendeiner Form zeigten.
Das habe ich als seltsam empfunden. Denn, obwohl die Menschen in der Lage waren, sich vor den Unbilden des Klimas zu schützen, und obwohl sie stets etwas sehr zu essen und zu trinken hatten, und obwohl sie eine gute medizinische Versorgung hatten, in Summe also die grundlegenden Dinge und mehr besaßen, die man sich vorstellen kann, wirkten alle weiterhin noch unglücklich und unzufrieden.
Da ich mir die Frage nach dem ‚Warum‘ stellte, gestalteten sich im Laufe der Jahre einige Gedankenexperimente. Ich fragte mich, was sich ändern würde, wenn.
Angenommen, man würde jedem Bundesbürger eine Million Euro (damals D-Mark) einfach so schenken. Und angenommen, mit diesem Geld würde man bis zum Lebensende auskommen und sich ein gutes Leben bescheren können.
Die Frage ist dann: ‚Was würde sich ändern?‘
Würden Vorgesetzte aufhören, Untergebene unter Druck zu setzen?
Würde man zufrieden sein?
Die Antwort, die sich mir ergab war: Nein. Es würde immer so weiter gehen.
Es mag dann einige geben, die sich ab dann ihrer Freizeit widmen würden. Aber in Summe würde sich sehr wahrscheinlich nicht viel ändern.
Das Resultat war also, dass es im Kern nicht um die rein äußerlichen Mängel geht, oder gar nur um empfundene Mali oder Mängel.
Es geht ursächlich um eine empfundene Leere, ein Mangel bei sich selbst. Etwas, das bohrt.
Man kann 10 Milliarden Euro, Dollar oder Yen besitzen, doch dieser empfundene Leere und somit Unzufriedenheit würde nicht verschwinden.
Man kann das nicht ändern, lediglich mildern. Zumindest für sich selbst.