Freitag Abend am Bahnhof

Das kalte Winterwetter
überrascht uns tatenlose Zuschauer und Statisten
mit endlosen Szenarien der weißen Kulissen,
schneebedeckten Hecken,
die vorher eher eintönig grün waren.

Kalter Atem bildet rätselhafte Formen
und die äußeren Konturen verschwimmen
vor dem Hintergrund der stahlgrauen und rostigen
Gleise aus Stahl und voluminösem Beton.
Eilige Blicke der wartenden Personen,
schattenhaft dasitzend oder stehend,
und ebenfalls anwesend.

Augenblicke verfolgen herabfallende Schneeflocken,
tanzende Gesellen dieses bühnengleichen Stückes,
hinter dieser grauen Überdachung grenzenden Winterwelt,
mitsamt allem majestätischem Gestöber,
den die hier versammelten Lichter dieser Bahnhofswelt beschwören.

Dort,
ein verschneites Eiland und ein schwarzer Himmel,
der die Wolken erleuchten läßt,
dort,
ein Hintergrundbeben des brüllenden Lebens,
der erwachenden Besinnung
und der Erkenntnis,
der verspielten Beobachtung gleich.

Dort,
bis der herannahende Zug einfährt,
erst am Horizont mit ungleicher Silhouette
und dreigeteiltem Signallicht,
sich wie ein Ungetüm,
einen Pfad bahnend und stampfend,
bis alle eingestiegen sind,
bis alle Bahnhofsmenschen eingestiegen sind,
mit mir.

(1998 – Beobachtungen, Empfindungen und Gedanken während ich abends auf einen Zug wartete am Oldenburger Haupt-Bahnhof)

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