Gedanken zur Biologie von Nahtodeserfahrungen

Seit geraumer Zeit beschäftige ich mich mit dem Phänomen der Nahtodeserfahrung.
Aufgrund der Vielzahl an Berichten kann die Existenz dieses Phänomens als solches wohl kaum bezweifelt werden.

Da ich etliche Jahre Biologie studiert habe, stellt sich mir seit langem die Frage nach der biologischen Relevanz dieses Phänomens.

Wie wir aus der Natur bzw. Evolution wissen, hat alles einen Sinn. Dies und jenes hat sich entwickelt, damit diese und jene Spezies im allgemeinen Kampf ums Überleben erfolgreicher ist, wie Darwin es formulierte: ‚Survival of the fittest‘.

Dabei ist eine Kernaussage der Evolutionstheorie, dass das Individuum keine große Rolle spielt, wenn es denn nicht gerade der erstmalige Träger einer Erfolg versprechenden Mutation ist.

In diesem Zusammenhang ist eine Kernaussage bzw. Grundannahme der Naturwissenschaft, dass biologische Lebewesen im Grunde und eigentlich wie Maschinen ‚funktionieren‘. Energie rein, Leistung raus. Wenn kaputt, dann tot bzw. weg.
Zumindest wurde es mir während meines Studiums von den Dozenten derart vermittelt und das ist auch genau das, was ich allerorts lese.

Doch versuchte man, dieses Phänomen naturwissenschaftlich zu erklären, käme man an den nachfolgenden Fragen schlecht vorbei.

Die Frage ist also, machen Nahtodeserfahrungen biologisch Sinn?
Und wie steht es mit den Inhalten von Nahtodeserfahrungen? Welchen Sinn können sie ergeben aus Sicht der Biologie oder generell ‚mechanistisch‘ betrachtet?

Ich finde, dass wenn man annimmt, dass Nahtodeserfahrungen durch das Gehirn produziert werden, müssen diese beiden Fragen auch zwingend biologisch erklärbar sein!!

Für einen Naturwissenschaftler dürften Nahtodeserfahrungen eigentlich ein schönes Gebiet zur Erforschung sein. Denn sie laufen nach einem mehr oder weniger immer gleichen Schema ab.
(Wir nehmen die im Verhältnis wenigen Ausnahmen, bei denen einige Zeugen etwas anderes als das ‚übliche Grundschema‘ wahrgenommen haben, einmal aus)

Kurze Zusammenfassung: Nachdem rudimentäre Grundfunktionen des Körpers versagt haben (Herz steht, Blutkreislauf kommt zum Erliegen oder ähnliches), stellt der ‚Zeuge‘ fest, dass er sich nicht mehr in seinem Körper befindet. Einige Zeugen berichten, dass sie die Umgebung wahrnehmen und Geschehenisse im Raum beobachten können (z.B. an der Decke schwebend).
Später, oder auch sofort befinden sich die meisten in einem Tunnel an dessen Ende ein Licht glimmt auf das sie sich zu bewegen. Viele berichten, dass sie im Tunnel (oder auch später) Wesenheiten begegnen mit denen eine Kommunikation stattfindet. Viele berichten, dass sie verstorbene Verwandte und/oder Freunde treffen, die sie in Emfang nehmen. Oft wird der Ort ‚hinter dem Tunnel‘ als paradiesisch beschrieben. An diesem Ort spielt die Liebe eine alles bestimmende Rolle. Es gibt auch erstaunliche Berichte von Menschen (z.B. Anita Moorjani), die wahre Erkenntnisse an diesem Ort erlangt und somit ‚hinter die Kulissen geschaut‘ haben. Letztgenannte Person war schwer an Lymphdrüsenkrebs erkrankt, lag im Sterben und war nach ihrer Nahtodeserfahrung innerhalb weniger Wochen geheilt.

Natürlich habe ich das o.g. Schema hierfür nur kurz zusammengefasst, denn es gibt mannigfaltige Fascetten der einzelnen Begebenheiten.

Doch es geht mir darum, ob ein biologischer Sinn denkbar ist?

Der Naturwissenschaft zufolge, wird die Nahtodeserfahrung irgendwo im Gehirn stattfinden.
Welcher Zweck könnte darin bestehen, die o.g. Erlebnisse gewissermaßen oder geradezu wie einen Film ‚abzuspielen‘?
Ist es denkbar, dass es sich um eine Überlebensstrategie handelt?
Und wieso wählt das Gehirn dann diese Inhalte aus?
Kann man das überhaupt naturwissenschaftlich/biologisch erklären?

Ich empfinde es als extrem ungewöhnlich, dass das Gehirn in einer derartigen Extremsituation, denn etwas extremeres als die eigene Vernichtung ist wohl schwerlich denkbar, überhaupt Energie verschwendet, für einen ‚Film‘, den es abzuspulen gilt, damit der Geist, oder besser das Bewußtsein, irgendwie ‚beschäftigt‘ ist.
Das wirft bereits die nächste Frage auf, nach dem ‚wieso‘.
Aber bleiben wir bei der Energieverschwendung. In der Natur, aber gerade auch im biotischen Bereich, sollte es keine Energieverschwendung ohne Sinn und Zweck oder Ziel geben. Welches Ziel hat also die Nahtodeserfahrung und wieso verschwendet das Gehirn dafür seine schwindenden Energiereserven?
Wenn der Körper doch wie eine Maschine funktioniert, wäre es nicht sehr viel sinnvoller, einfach die Lichter auszuschalten und somit Energie zu sparen?

Stellen wir uns aber dennoch vor, das ‚Abspielen‘ der Nahtodeserfahrung hat einen wie auch immer gearteten Sinn für das Gehirn.
Die Frage, die mir dabei nicht aus dem Kopf geht ist, WEM spielt das Gehirn eine solche Welt (Nahtodeserfahrung) vor?
Es ist doch das Subjekt, das Ich, das diese Erfahrung macht. Aber bin ich nicht ich?
Oder ist das Gehirn nicht ich?
Demnach kann dies also bereits als Indiz dafür gelten, dass es ein ‚Etwas‘, ein ‚Ich‘ oder ‚Es‘ gibt, das neben dem Gehirn aber im Gehirn (er)lebt.
Den naturwissenschaftlichen Weg weiter gedacht, macht das Gehirn etwas, generiert eine Nahtodeserfahrung, weshalb auch immer, und stellt dies dem ‚Ich‘ zur Verfügung, das neben ihm im Gehirn lebt?
Denn wenn die Produktion der Nahtodeserfahrung, etwa wie ein Film, vom Gehirn hergestellt wird, muss dies ja auch ‚mir‘, also dem Bewußtsein?, vorgespielt werden. Es muss dann ja zwei Komponenten geben. Den einen, der den Film ‚produziert‘, also das Gehirn und den anderen, der ihn anschaut bzw. dem es vorgespielt wird.
Also, das Bewußtsein als eigenständige Instanz im Gehirn?
Ist das vielleicht bereits ein Indiz dafür, dass das Bewußtsein unabhängig von den Hirnfunktionen sein kann?
Das finde ich sehr interessant.

Fassen wir nochmal den naturwissenschaftlichen Weg der Erklärung zusammen. Der Körper ist letztlich nichts weiter als eine Maschine, zwar eine recht komplexe Maschine, aber letztlich kann man alles auf die mechanistische Weise herleiten. Das Gehirn besteht aus Milliarden Zellen, die wiederum miteinander verknüpft sind, was Myriaden Verbindungen ergibt.

In diesem Geflecht von Milliarden Hirnzellen entwickelt sich so etwas wie das Bewußtsein, als die Maschine erkennt sich selbst als existent und nimmt seine Umwelt, deren Auswirkungen ständig in Millionen Sinnesempfindungen, die auf das Hirn einprasseln, wahr. Es entwickelt sich also ein ‚Ich‘ oder ‚Es‘, das sozusagen und weit hergeholt im Gehirn ‚lebt‘ bzw. auch vom Gehirn produziert wird? Wenn die Maschine ‚kaputt geht‘ respektive im Begriff ist zu sterben oder ‚unter zu gehen‘, gibt es noch dieses ‚Es‘, also das Bewußtsein, welches im Hirn -auf irgendeine Weise und an einem unbestimmten Ort- existiert. Nun, da der Körper untergeht, also stirbt, spielt das Gehirn seinem ‚Es‘ eine heile Welt voll Liebe vor und verschwendet somit einen beachtlichen Betrag an Energie.
Einmal davon abgesehen, das ich die zuletzt genannten Zusammenhänge sehr obskur finde, obgleich dies die Auffassung der Naturwissenschaft sein dürfte, stellt sich mir die Frage nach dem:

Wieso?

Das einzige, was ich mir vorstellen könnte, wäre, dass es praktisch sein könnte, für den Fall, dass die Körperfunktionen aus irgendeinem Grund nun doch wieder funktionieren sollten, dass das Bewußtsein dann wieder ‚ganz das alte‘ ist und nicht (in der Zwischenzeit) bereits vor den mechanischen Körperfunktionen untergegangen ist?

Also, das alles stimmt mich fragend, wenn man so will. Kann man das so erklären?

Doch vielleicht helfen mir die Deutungen zu den Inhalten weiter.
Wieso sind die Inhalte fast immer die gleichen oder zumindest im Grundaufbau zu vergleichen?
Wenn doch alles nur eine Maschine ist, und demnach der darin befindliche Mensch/Ego/Bewußtsein lediglich aus physikalsichen Begebenheiten resultiert, wieso erleben manche Menschen nicht, dass sie sich beispielsweise eine super leckere Pizza genehmigen? Essen, als reine Notwendigkeit zum Überleben, sollte doch auf der Stufe der reinen Existenz angesiedelt sein.
Oder mit der Frau oder Mann ihrer Träume eine brauschende Nacht verbringen? Würde dieses Szenario nicht auch von der Extremsituation des Sterbens ablenken und befriedigen?
Ist es vielleicht doch nicht so einfach, den Menschen als Maschine zu betrachten?
Sicherlich gilt dies anscheinend wohl nicht für das Bewußtsein bzw. das innerste Ich oder ‚Es‘, denn das Szenario ist komplett anders.
Aber wieso?

Und dann gibt es inhaltlich noch eine markante Begebenheit, die nun wirklich etwas obskur ist.
Sehr viele Menschen, die eine Nahtodeserfahrung hatten, berichten davon, dass sie verstorbene Verwandte oder Bekannte getroffen haben, die mit ihnen kommunizierten.

Ich stelle mir auch immer die Frage, wieso fast immer nur verstorbene Verwandte/Bekannte angetroffen werden?

Wenn dies doch nichts anderes als ein Konstrukt des Gehirns ist, wieso wählt das Hirn dann (für seinen ‚Film‘ für das ‚Es‘) fast immer nur verstorbene Bekannte aus?
Wieso gehen nicht lebende Verwandte/Bekannte?
Wieso sollte das Gehirn danach auswählen?
Das finde ich doch mehr als schwer vorstellbar und eigentlich extrem ungewöhnlich, wenn man es so betrachtet.

Aufgrund der o.g. Gedankenkonstrukte kann ich mir es nicht vorstellen, dass das Phänomen der Nahtodeserfahrung als solches naturwissenschaftlich erklärbar ist. Auch nicht, wenn man jemals feststellt, wo im Gehirn das Phänomen auftritt.

Vor den o.g. Aspekten kann ich mir einzig eine anders geartete und vorallem schlüssige Erklärung dafür vorstellen.
Aber naturwissenschaftlich: No way.

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