Unser Gesundheitssystem, oder: Wenn ich zum Wutbürger werde

Puh…ich glaube, ich brauche mal einen Blog-Beitrag, in dem ich mich mal richtig auskotzen kann.
Über das Gesundheitssystem, denn es ist derart marode, dass es zum Himmel schreit!
Ich weiß wovon ich schreibe, denn ich bin in den letzten Jahren äußerst oft bei Ärzten und in Krankenhäusern gewesen. Das hat mit persönlichen Zusammenhängen zu tun, Verwandte und Bekannte, die krank sind bzw. waren.
Was ich in diversen Krankenhäusern erlebt habe, spottet jeder Beschreibung!
Es zeugt von menschenunwürdigen und würdelosen Verhältnissen, die ich nicht länger hinnehmen möchte.
Ein Grund mit, weshalb ich diesen Beitrag schreibe bzw. mich mittlerweile gezwungen fühle, ihn zu schreiben.
Denn so kann es in Deutschland nicht mehr weiter gehen.
Klar, ich könnte jetzt einen Roman darüber verfassen, was ich erlebt habe.
Hier ein kleiner Abriss:

1. Mit Verdacht auf Schlaganfall ohne Betreuung lange Zeit allein gelassen
Mit Symptomen eine Schlaganfalls (Schwindel, Übelkeit, fehlendes Erinnerungsvermögen, Bewußtlosigkeit) wird eine Patientin in ein Krankenhaus eingeliefert. Dort wird sie mehr als eine Stunde in einen großen Raum mit weiteren kürzlich eingelieferten Patienten geschoben und sich selbst überlassen! Es gibt nur eine Person, die in der Nähe ist und vor einem PC sitzt und anscheinend völlig unbeeindruckt Verwaltungskram erledigt. Es wird weder durchgegangen und nach den Patienten geschaut noch irgendwie auf diese geachtet. Die Patientin kommt nach einiger Zeit gewissermaßen wieder zu sich. Ihr ist kalt. Niemand schaut nach ihr. Nachdem sie sich wieder sammeln konnte, zieht sie sich an. Die Person am Rechner unternimmt nichts, schaut nicht mal danach. Die Patientin verlässt das Krankenhaus. Erst jetzt wird eine Krankenschwester darauf aufmerksam. Es kommt zu einem kleinen Tumult/Wortgefecht, wo ich zugegen war und wir uns über diese Zustände aufregen und beschweren. Jetzt kommt eine Ärztin hinzu, die anscheinend aufgrund der Lautstärke Wind bekommen hatte und versucht uns zu beruhigen. Ich hatte den Eindruck, dass das Personal völlig überfordert und hoffnungslos unterbesetzt war. Ich finde diese Zusammenhänge unverantworlich und fahrlässig! In meiner Hilflosigkeit ob dieser unsagbaren Situation wäre ich fast handgreiflich geworden, wozu noch das freche und provokative Verhalten der Krankenschwester beigetragen hat. Man kann diese Situation nicht nachvollziehen, wenn man das nicht selbst erlebt hat. Es ist einfach nur zum verzweifeln.

2. Die Kur bzw. Reha
Was früher eine Kur war, nennt man heute Reha. Ich habe mich erst über diese Wortspielerei amüsiert. Aber mittlerweile weiß ich weshalb das so ist. Denn eine Reha ist knallhart danach ausgerichtet, dass man wieder fit für den Beruf gemacht wird, koste es was es wolle! Es ist nichts menschliches dabei, es geht nur um die Kohle. Selbst wenn jemand mit dem massiven Programm, das man während einer Reha ausführen soll, völlig überfordert ist und zusammenbricht! Eine Patientin mit einer unheilbaren chronischen neuronalen Erkrankung wird aufgefordert, morgens um 7 Uhr Nordic Walking im Winter zu machen. Unverantwortlich. Das Programm geht von morgens 7 Uhr bis spät Nachmittags. Veranstaltungen sind terminlich so gelegt, dass man es gerade so schafft, von einer Veranstaltung zur anderen zu gelangen. Wie auf einem Bahnhof, wo man den Anschlusszug nicht verpassen darf. Wenn man Veranstaltungen nicht machen möchte, weil man schlicht dazu nicht in der Lage ist, muss man sich rechtfertigen. Und Reha als solches. Reha-Maßnahmen werden vom Träger wie die Rentenversicherung finanziert. Sie sind weiterhin dazu da, die Berufsfähigkeit festzustellen. Man kann sich nun vorstellen, dass wenn eine Klinik z.B. von der Rentenversicherung abhängig ist, dass diese natürlich nicht alle Patienten ‚kaputt schreibt‘ im Sinne von wenige oder keine Stunden Arbeitsfähigkeit bescheinigt. Ein absoluter Mega-Skandal! Denn so verlassen unzählige Patienten die Reha-Klinik und müssen arbeiten gehen, obwohl sie es nicht mehr können.

3. Auszubildende im zweiten Lehrjahr hat Professor noch nicht gesehen, da auf Station für Privat-Patienten
Während eines Aufhaltes haben wir eine Pause auf einem Balkon gehalten und uns mit einer Auszubildenden unterhalten. Sie sagte, sie sei im zweiten Lehrjahr und habe den für die Station zuständigen Professor bislang nicht ein einziges Mal gesehen. Er sei immer im Klinik-Abschnitt für die Privat-Patienten. Ungeheuerlich! Hurra, es lebe die Zweiklassen-Medizin!

4. Papierkorb klebt auf Zimmerboden fest
In einem Fall war ich zu Besuch in einem Osnabrücker Krankenhaus. Der Boden des Zimmers sah recht ungepflegt aus zumindest seit Jahrzehnten nicht überholt. Eine Patientin sagte, der Papierkorb klebe förmlich auf dem Boden fest, denn es würde nicht richtig sauber gemacht.

5. Patientin mit halbseitiger Lähmung wird nicht von Toilette abgeholt
Es ist kaum zu beschreiben, wie unsäglich und unwürdig Zustände in deutschen Krankenhäusern sein können. Hier handelte es sich um eine halbseitig gelähmte Patientin, die zur Toilette musste und daher klingelte. Es kam keine Schwester! Erst nachdem wir uns beschwert hatten, es waren mittlerweile mindestens 20 Minuten vergangen, kam jemand. Doch damit nicht genug. Die Patientin war natürlich irgendwann fertig und klingelte von der Toilette aus, damit man sie abholen möge. Doch wieder kam niemand. Ich glaube, die Patientin verharrte so gefühlt nochmal 20-30 Minuten, bis sich eine Schwester gewissermaßen ‚erbarmte‘, die Patientin von der Toilette zu holen.

6. Angehörige und Patienten machen den Job der Schwestern und Pfleger
Der Aufenthalt unter 5. war für mich der schlimmste, den ich als Angehöriger erleben musste. Es waren unsägliche Zustände in diesem Krankenhaus. Es kam fast nie eine Schwester, egal wann und wie oft man klingelte. Da es sich um ein Vierbett-Zimmer handelte, war die Luft schnell verbraucht. Alle Patienten kamen überein, dass das Fenster ab und an mal geöffnet werden könnte, damit etwas frische Luft in den Raum kommt. Doch da selten jemand kam, haben dies die Angehörigen gemacht sowie weitere Tätigkeiten wie Dinge holen, Türen aufmachen, Jacken und Kleidung wegpacken, Patienten aufrichten usw. usf. Es war der Horror, dies mit anzusehen. Da meine Angehörige die einzige war, die sich auf den Beinen halten konnte, hatte sie die meiste Zeit für frische Luft gesorgt. Als ich meine Angehörige aus dem Krankenhaus abholte, da sie entlassen wurde, fragte eine Dame, die im Rollstuhl saß: Wer macht uns denn jetzt das Fenster auf?

Ich könnte noch zahlreiche weitere Punkte festhalten, die ich erlebt habe. Doch das würde wohl zu viel für diesen Beitrag werden.
Ich denke, es wird wohl extrem deutlich, dass es in Deutschland mit der gesundheitlichen Versorgung, wenn man es so noch bezeichnen mag, auf jeden Fall so nicht mehr weiter geht!

Ich fordere die Politik auf, diese Zustände umgehend und dringend zu beseitigen!
Ich werde meine nächste Wahl nach diesen (und natürlich nach zahlreichen weiteren) Aspekten ausrichten und möchte alle Leser dazu animieren, es ebenso zu halten.
Ich werde mich in nächster Zukunft mit den Parteiprogrammen der diversen Parteien auseinandersetzen und weiter berichten, welche Partei denn vor diesem Hintergrund überhaupt in Frage kommt.

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