Über die Rolle der Identifikation

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In meinem Beitrag ‚Menschen, die sich zu einem hohen Grad über andere definieren‚ hatte ich über das Phänomen berichtet, dass sich viele Menschen überwiegend über andere Menschen definieren. Sie definieren ihr Selbst, bis hin zur Unfähigkeit, eine Eigen-Bewertung und Beurteilung in moralisch-ethischer Hinsicht vornehmen zu können.
In einem weiteren Beitrag hatte ich über die menschlichen Grund-Motivationen schwadroniert, die zu den beobachtbaren Entscheidungen und Handlungen führen.
Gewissermaßen als Grundbegriff dessen, möchte ich nun über einen weiteren maßgeblichen Aspekt der menschlichen Psyche berichten, und zwar über die Identifikation.
Im Zuge unserer Entwicklung müssen wir scheinbar Dinge aus der äußeren Welt, die also im eigentlichen Sinne nicht wir sind, nicht unser Selbst sind, zu einem Teil unseres Selbst machen. Diese äußeren Dinge haben an sich mit unserem Selbst aber eigentlich nicht viel zu tun, da sie eben nicht wir sind. Es ist, als gäbe es eine große Leere in uns Menschen, die wir auffüllen (müssen/wollen).
Als Beispiel hierfür kann das Phänomen Fußball und Entwicklungen daraus (Vereine, Clubs) angesehen werden.
Im Grunde hat ein Fußballverein mit unserem innersten Selbst, mit unserem Geist, das Ich, nicht viel zu tun.
Was hat mein innerstes Ich, meine Persona, schon rein formal mit einem Fußballverein zu tun?
Wir beginnen aber damit, diesen Aspekt im Äußeren zu einem Teil unseres Selbst zu machen und identifizieren uns dann damit. Fußball ist dann zu einem Teil von uns geworden. Deshalb fühlen sich auch Menschen meist persönlich angegriffen, wenn man etwas gegen den als ein Teil seines Selbst aufgenommenen Verein sagt.
Dieses Prinzip kann man auf sehr viele Beispiele anwenden. Sei es, dass eine politische Partei als ein Teil seines Selbst identifiziert wird, die Naturwissenschaft, ein Haus, ein Auto oder solche Erscheinungen wie das Land, ein Staat bzw. eine Staatsangehörigkeit.
So ist Vladimir Putin bestimmt der Auffassung, dass so etwas wie Russland existiert und dass Russland etwas mit seinem Selbst zu tun hat.
Nun stelle man sich vor, man würde von Jetzt auf Gleich sämtliche Menschen von der Erde entfernen und auch alles, was an die Menschheit erinnert.
Wo oder was soll Russland sein? Gäbe es dann überhaupt so etwas wie Russland? Oder, von mir aus, so etwas wie Deutschland? Kennt die Natur so etwas wie Russland oder Deutschland?
Die Antwort ist: Nein.
Wie dieses Gedankenspiel eindrücklich aufzeigt, handelt es sich hierbei um rein gedankliche Konstrukte, die scheinbar einzig in der Welt des Menschen existieren. Sie per-existieren von uns durch uns.
Anders formuliert, finden sie in der Welt ‚alles außer dem Menschen‘ keine Entsprechung, sie existieren quasi nicht.
Wenn man vor diesem Hintergrund jedweden Konflikt, Unrecht oder Grausamkeiten in der Menschheitsgeschichte betrachtet und beurteilt, so muss man also sagen, dass all diese eine rein virtuelle Geschichte ist. Es ist im Grunde auch völliger Blödsinn, denn all dies existiert demnach einzig in unseren Köpfen.

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