Bewußtsein: Was wußte Jesus Christus?

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In meinem Beitrag ‚Die Henne oder das Ei‚ habe ich das Gedankenspiel in den Raum geworfen, dass es möglich sein könnte, dass es ein Bewußtsein außerhalb der biologischen Existenz gibt bzw. dass es das Bewußtsein vor der biologischen Existenz gab.

Da die Naturwissenschaften bisher die Quelle und die Funktionsweise des Bewußtseins nicht in aller Gänze erklären können, hatte ich schon immer gedacht, dass es lohnenswert sein könnte, nach Indizien, Erklärungen oder Ideen von bedeutenden Personen der Vergangenheit Ausschau zu halten.

Ich meine damit Personen, die derart bedeutend sind und mit einem geistigen Anspruch, dass die Menschheitsgeschichte von ihnen maßgeblich beeinflusst worden ist.
So jemand ist beispielsweise Jesus Christus.

Ich fragte mich, dass doch jemand wie Christus ein weitreichendes Verständnis von der Welt als solches gehabt haben muss, schließlich wird er von vielen Menschen als Sohn Gottes oder Messias bezeichnet. Bei anderen Religionen außerhalb des Christentums ist er zumindest als bedeutender Prophet bekannt.
Also, definitiv und potentiell jemand, von dem man annehmen müßte, dass er mehr über den Menschen und die Welt weiß als vielleicht andere.
Wenn denn schon nicht der Sohn Gottes weiß, was es mit der Welt und respektive mit dem Bewußtsein auf sich hat, wer eigentlich dann?

Im Thomas-Evangelium bin ich dann auf folgende, wie ich finde, interessante Zeilen gestoßen:

„Jesus sprach: Wenn das Fleisch wegen der Seele entstand, so ist das ein Wunder. Aber wenn die Seele wegen des Leibes entstanden ist, so ist das ein Wunder der Wunder. Aber ich, ich wundere mich darüber, wie sich dieser große Reichtum in dieser Armut niedergelassen hat. „

Wenn ich nur die ersten beiden Sätze betrachte und ‚Seele‘ gegen ‚Bewußtsein‘ ersetze, komme ich zum Schluß, dass Jesus auf die Frage, ob erst das Bewußtsein existierte und dann das Fleisch, also die biologische Existenz, oder umgekehrt, keine konkrete Antwort gibt. Zumindest, wenn ich es wörtlich deute.
Er stellt ja nicht heraus, dass es schlußendlich so oder so ist, sondern er bietet beide Varianten an, ohne eine Festlegung.

Ich habe mir erlaubt, es ein wenig anders zu übersetzen:
1. Aussage: Es gab erst das Bewußtsein und es entwickelte sich dann das Fleisch (biologische Existenz)
Wenn das Fleisch wegen des Bewußtseins entstand, dann ist das ein Wunder.
2. Aussage: Das Bewußtsein resultiert aus der biologischen Existenz, ist also z.B. eine Funktion des Gehirns
Wenn allerdings das Bewußtsein aus dem Fleisch hervorgegangen ist, ist das ein noch größeres Wunder.

Man könnte das dann bestenfalls so deuten, dass Jesus der Idee, dass das Bewußtsein vorher existiert, den Vorrang gibt, da es ‚nur ein Wunder wäre‘, während die andere Variante ein noch größeres Wunder, also unwahrscheinlicher? wäre?

Im Grunde empfinde ich es als mühselig und fehleranfällig, nun irgendwelche Interpretationen davon auszuarbeiten, die dann in irgendwie weit her geholte Aussagen münden.

Fakt ist, dass Jesus keine definitive Aussage, mit der man konkret etwas anfangen könnte, gemacht hat.
Somit könnte ich annehmen, dass er es schlicht nicht wußte und beide Möglichkeiten einfach in den Raum gestellt hat.

Als einfache Milchmädchen-Logik könnte ich nun versucht sein zu fragen: Wenn selbst der Sohn Gottes es nicht wußte, oder zumindest nicht konkretisieren wollte, wie kommen wir dann auf ein Ergebnis hinsichtlich dieser Frage? Und wird die Naturwissenschaft das Wesen des Bewußtseins jemals ergründen können?

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