Phänomen Nahtoderlebnis: Die verzweifelten Versuche der materialistischen Weltsicht, etwas von großer Bedeutung zu erklären.

This entry is part 2 of 4 in the series Nahtoderfahrung

Wer sich dem Phänomen der Nahtoderlebnisse rein atomistisch, materialistisch und physiologisch nähert, es in dieser Form untersucht und versucht zu erklären, der beachtet oder berücksichtigt nicht die erlebten Inhalte und deren Bedeutung, Aussagen und Konsequenzen, die meines Erachtens nach das wirklich wesentliche dabei sind.
Wenn man beachtet, mit welchen Begrifflichkeiten und Themenbereichen hantiert wird und mit welchen Methoden neurophysiologisch versucht wird, eine mögliche Erklärung abzuleiten, dann wird doch eindeutig klar, dass man bisher auf völlig verlorenem Posten kämpft, wie verzweifelt und vergeblich die bisherigen Ansätze und Methoden eigentlich sind.

Ja, es klingt schon fast unfreiwillig komisch und ich bin schon peinlich berührt, ob dieser einfältigen, eindimensionalen und verzweifelten Untersuchungen und Messungen, mit denen man dem Phänomen Bewusstsein ‚zu Leibe rücken will‘.
Es beginnt doch bereits mit der Definition des Begriffes Bewusstsein. Aus unserem Alltag und den Erkenntnissen der Psychologie wissen wir doch längst, dass es ein extrem vielfältiges Phänomen ist. Wenn man also von ‚dem Bewusstsein‘ spricht, so haben wir es also mit einem extrem vielschichtigen Ereignis oder Phänomen zu tun und es ist im Grunde deshalb schon fast Allgemeinwissen, dass der Begriff ‚Bewusstsein‘ lediglich eine Art Sammel- oder Dachbegriff für eine Vielzahl von phänomenologisch beobachtbaren und zweifelsfrei existenten Ereignissen ist.

So existiert beispielsweise zweifelsfrei das Wach-Bewusstsein, welches Einzel-Phänomene wie das Subjekt, das Selbst, das Ich oder das Ego beinhaltet. Das Subjekt wiederum agiert auf Grundlage von Erinnerungen und Erfahrungen, aus dem es per Selbstreflektion sich selbst definiert (hat). Aber nicht nur das. Es bewertet und beurteilt seinen Status Quo zu jedem Zeitpunkt selbst. Ungeachtet des eigentlichen ontologischen Existenzbegriffes und Definition, das für das Subjekt per se wie o.g. gegeben ist, definiert es sich zusätzlich begrifflich als dem Körper zugehörig, was aus den unzähligen durch die Sinne und Rezeptoren einfließenden Informationen resultiert. Hierzu gehört beispielsweise der Zustand, die Bedarfe, die Lage des Körpers in Raum- und Zeit. Selbstorganisation. Das Selbst ist in der Lage, sich selbst zu verändern, sich gewissermaßen selbst zu programmieren. Stichwort Selbstorganisation oder Reorganisation. Das klingt zunächst abstrakt, ist jedoch phänomenologisch eine recht häufig zu beobachtende Eigenschaft. So kann ich beispielsweise prinzipiell die Entscheidung treffen und dies auch langfristig ausführen, etwas mehr Sport zu treiben, um meinen Gesundheitszustand, der vielleicht als eher suboptimal bewertet wurde, zu verbessern. Ich kann aber auch durch die Aufnahme von mehr Informationen (Bildung) meinen Wissens- und Kenntnisstand erweitern. Das bedingt, so zumindest als Bedingung und Resultat aus der Neurowissenschaft, die Umstrukturierung/Neu- Verknüpfung von neuronalen Strukturen. Mehrdimensionale Selbst-Reflektion. Das Selbst ist in der Lage, sich selbst zu beobachten und daraus nicht nur Rückschlüsse zu ziehen, sondern auch in veränderten Entscheidungen und Handlungen einfließen zu lassen.
Man könnte nun eine Weile weiter eine Abhandlung darüber verfassen, und es würde weiterhin unvollständig im Sinne dieses Kommentares bleiben müssen, was denn genau ‚das Bewusstsein‘ als Dachbegriff oder auch nur Wach-Bewusstsein ausmacht oder definiert.

Nun würde das gleiche bei der Beschreibung und Definition des ebenfalls existenten Unter-Bewusstseins mit seinen vielzähligen Routinen und Einflüssen auf das Wach-Bewusstsein gelten (Wechselwirkungen) sowie des freien Willens bis hin zur Erscheinung und Definition von Intelligenz als abstraktes Konstrukt dessen, wozu wiederum eine epische Abhandlung von Nöten wäre. Von dem Phänomen der Nahtoderfahrung habe ich dabei noch garnicht gesprochen. Und auch habe ich noch nicht die eigentlich vor diesem Hintergrund fast schon banal klingende Frage erwähnt, wie neurophysiologisch Gedanken zustande kommen und diese ‚im Gehirn entstehen‘?
Ich schließe das an dieser Stelle ab, denn ich wollte nur andeutungsweise skizzieren, womit wir und insbesondere Neurowissenschaftler im Grunde ‚hantieren‘, wenn wir den Begriff ‚Bewusstsein‘ verwenden. Es ist eben ein derart umfangreiches und extrem komplexes Feld, dass man es nicht auch nur ansatzweise in wenigen Sätzen definieren könnte. Es dürfte klar sein. Das ‚Bewusstsein‘ ist derart komplex, dass man eigentlich die Erwartung oder auch Forderung an die atomistisch heran gehenden Neurowissenschaftler hegen dürfte, da Vertreter dieser Fachrichtung mitunter andeuten, dass dies ‚alles im Gehirn stattfindet‘, dies nun auch im Gehirn wieder finden oder auch nur in irgendeiner Form ‚dingfest‘ machen zu können.
Ich denke, zumindest das meiste, was ich oben geschrieben habe, dürfte nicht ‚einfach ausgedacht‘ oder her geholt sein. Es dürfte sich um beschriebene Eigenschaften des ‚Bewusstseins‘ (Dach-Begriff) handeln.

Nun zurück zu meiner Aussage am Anfang dieses Textes. Wie sehen die Ergebnisse und Erkenntnisse der Neurowissenschaft aus? Hinreichend bekannt sind physikalisch-chemische Prozesse, die in Neuronen stattfinden. Man kann auch einigermaßen sagen, dass bestimmte Regionen im Gehirn für bestimmte Funktionen oder Eigenschaften stehen. Man hat gemessen. Mir ist nicht bekannt, dass eines der Einzelaspekte, die ich oben erwähnte, atomistisch in irgendeiner Form ‚dingfest‘ gemacht werden konnte. Falls dem so ist, gerne eine Rückmeldung zu diesem Kommentar. Was man mit diesen Messungen erkannt hat, ist, dass zunächst neuronale Aktivitäten zu verzeichnen sind. Dies zeigt sich in elektrischen Impulsen (Potentiale) und/oder der Sauerstoffzehrung. Aktivität eben. Bei bestimmten Funktionen oder Eigenschaften konzentrieren sich diese Aktivitäten auf bestimmte Regionen, woraufhin man schließt, dass beispielsweise die Verarbeitung von Bild-Informationen in einer bestimmten Region des Gehirns vonstatten gehen müsste. Dann stellte man fest, dass diese Aktivitäten gewissermaßen orchestral im Gehirn auftreten, d.h. dass sehr viele Regionen zeitgleich Aktivität zeigen, je nach Ausgangslage, Aufgabe oder Funktion. Mir ist nicht bekannt, dass beispielsweise die ‚Generierung des Selbst‘ in irgendeiner Form lokalisiert oder dingfest gemacht werden konnte (siehe meine Zeilen oben). Dies führte wohl dazu, dass viele Forscher(Innen) in diesem Fachbereich wohl davon ausgehen, dass ‚das Bewusstsein‘ (man achte allein bei der Verwendung dieses Dach-Begriffes auf die Pauschalisierung) wohl ‚irgendwie über das ganze Gehirn verteilt resultieren müsste‘.

Ich fasse das auch wieder zusammen, sonst ufert dieser Text noch weiter aus. Meines Erachtens nach, stochert die Neurowissenschaft völlig im Dunklen. Es herrscht die Vermutung/Hoffnung oder bestenfalls Hypothese, dass ‚dass Bewusstsein‘ schon irgendwie in Summe aus der Aktivität der unzähligen Neuronen ‚zustande kommen wird‘. Mitunter wird dabei allein auf die Komplexität der neuronalen Netze im Gehirn verwiesen, was als Kernaussage so viel bedeutet wie: „Wir haben keine Ahnung, aber irgendwie wird es damit oder dort oder zu einem gegebenen Zeitpunkt schon zustande kommen. Und sei es nur durch die schiere Komplexität bedingt“. Sowas ist natürlich naturwissenschaftlich unglaublich stümperhaft und unprofessionell. Das ist beispielhaft wohl mit der Vermutung abzubilden, dass man bloß eine hinreichend komplexe CPU konstruieren müsste, und es würde ein immer besseres Windows instantan und ‚aus sich selbst heraus‘ daraus resultieren.

Diese Hoffnung findet man auch stets in den Meldungen zu einer sog. KI wieder, die alle paar Jahre in den Medien erscheint und immer wieder der Eindruck erweckt wird, man habe etwas wie ‚das Bewußtsein‘ künstlich erschaffen können. Also, etwas, von dem man schon rein biologisch scheinbar keinen Schimmer hat, wie es genau resultieren soll.
Das ist, meiner Meinung nach, wie oben beginnend, einfältig, eindimensional, naiv, unvollständig und eigentlich schon lustig, wenn nicht schon ein Mitgefühl ob der offenkundigen Hoffnungslosigkeit wert.

Vor diesem Hintergrund ist also nun die Aussage zu bewerten, dass man ’nun festgestellt hat, dass eine Nahtoderfahrung im Gehirn stattfindet‘. Das ist doch absolut lächerlich und fast schon erbärmlich.

Series Navigation<< Phänomen Nahtoderfahrung: Einige Gedanken zu Prophezeiungen über zukünftige Ereignisse<< Phänomen Nahtoderlebnis: Nur eine Illusion des Gehirns?Phänomen Nahtoderlebnis: Eine weitere Hypothese, wieso nicht alle Menschen, die an der Grenze des Todes standen, eine NTE erfahren haben. >>

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert