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„Etwa um das Jahr 1845 bildete sich in Berlin eine Gruppe gleichgesinnter junger Physiologen, Schüler des berühmten Johannes Müller, die die Physiologie in eine ‚exakte‘ Wissenschaft umgestalten wollten und sich zu wöchentlichen Zusammenkünften im Hause des Physikers Gustav Magnus einfanden.
Zwei von ihnen, Ernst Brücke und Emil du Bois-Reymond, ‚verschworen‘ sich förmlich, ‚die Wahrheit geltend zu machen, dass im Organismus keine anderen Kräfte wirksam sind als die gemein physikalisch-chemischen‘.
Bald trat dem Bunde als dritter der junge Helmholtz bei, den sie 1845 bei Magnus kennenlernten. Alle drei, jeder zu hohem Ruhm aufsteigend, blieben dem Ziel ihrer Jugend treu -mit glanzvollem wissenschaftlichem Erfolg.
Was ihnen entging, war die Tatsache, dass sie mit dem Eingehen eines Versprechens (denn das war ihre ‚Verschwörung‘) dem besonderen Inhalt dieses Versprechens bereits zuwider handelten. Denn sie banden sich ja nicht daran -woran man sich gemäß ihrem Grundsatz gar nicht erst zu binden braucht- in alle Zukunft den Molekülen ihrer Gehirne ihren kausal vorgezeichneten Lauf zu lassen und ihnen zu erlauben, ihr Denken und Sagen zu bestimmen (wenn sie dies ohnehin tun), sondern sie banden sich für die Zukunft an die Treue zu einer gegenwärtigen Einsicht, erklärten also ‚für sich‘ ihre Subjektivität zum Herrn über ihr Verhalten.
In der Tatsache des Gelöbnisses trauten sie einem ganz und gar Nichtphysischen, ihrem Verhältnis zur Wahrheit, eben die Macht über das Benehmen ihrer Gehirne zu, die sie im Inhalt des Gelöbnisses generell verneinten. ‚Sich‘ trauten sie zu (was immer dies rätselhafte Reflexivpronomen bezeichnen mag), jene Moleküle oder elektrischen Ströme (oder womit sonst das Gehirn physikalisch agiert) sozusagen zur Ordnung rufen zu können, wenn sie sich auf Irrwege begäben -etwa ‚ihnen‘ vorspiegeln sollten, dass ’sie‘ eben dies könnten!
In den Abgrund dieses besonderen Paradoxes brauchen wir jetzt noch nicht zu tauchen. Es genügt zu sehen: Etwas versprechen, mit dem Glauben an die Fähigkeit, es zu halten, und an die gleicherweise eingeschlossene Alternative, es auch brechen zu können: das räumt eine Kraft in der Summe der Wirklichkeit ein, die verschieden ist von den in der Wechselwirkung inorganischer Körper wirksamen, ‚der Materie inhärenten Kräften‘. ‚Treue‘ wäre eine solche Kraft, wie jede Herrschaft über das Verhalten, d.h. über den Leib: und sie wäre wirksam ‚im Organismus‘!
Eine vom Inventar der Naturwissenschaft ausgeschlossene Kraft wird so angerufen, um den Gang der Wissenschaft selbst zu sichern, der ohne Vertrauen auf jene fremde Kraft nicht einmal hätte beginnen können. Noch der Akt der Ausschließung beschwört das Ausgeschlossene zu seiner Bekräftigung.
Dennoch hatten die jungen Forscher methodisch recht, die Psyche (und jede Sonderkraft, die der ‚Vitalismus‘ für organisches Leben annehmen zu müssen glaubte) vom wissenschaftlichen Programm des Leibesstudiums auszuschließen. Dies ist die echte Antinomie der theoretischen Situation, der niemand ausweichen kann.“
Hans Jonas (*1903 +1993), Philosoph, Professor an der New School for Social Research in New York.
(Auszug aus einem Werk ‚Macht oder Ohnmacht der Subjektivität?‘)