Phänomen Traum: Oldenburg

This entry is part 7 of 20 in the series Träume

Mit der Reihe ‚Phänomen Traum‘ möchte ich vehement der materialistisch orientierten Auffassung der Hirnforschung entgegentreten, die davon ausgeht, dass Träume im Grunde eine Art Neben- oder Abfallprodukt der Prozesse sind, die während des Schlafes potentiell im Gehirn stattfinden. Es sind nur Indizien, die ich liefern kann. Jedoch weisen diese in eine Richtung, die darauf hindeuten könnte, dass Träume viel mehr sind, als irgendwelche wert- und sinnlosen Geschichten, die sich das Hirn zusammen reimt.

Zuerst der Zusammenhang und die Vorgeschichte.
In diesem Traum bewegte ich mich in der Stadt Oldenburg. Genauer gesagt im Umfeld des Bahnhofs und des Hafens. In dieser Stadt habe ich von 1996 bis 2002 studiert und gelebt.

In meinem Traum kam ich wohl aus einem Zug. Daran erinnere ich mich nicht mehr, es war eher ‚der gefühlte geschichtliche Zusammenhang dieses Traums‘, sondern erinnere ich mich nur noch, dass ich mit meinem Fahrrad am Hafen stand und nach Hause fahren wollte. Aus den realen Begebenheiten heraus, ist dies nicht ungewöhnlich gewesen, denn seinerzeit bewegte ich mich viel mit dem Rad und in Kombination mit der Bahn. Um mich direkt fortzubewegen besaß ich tatsächlich nur ein Fahrrad, denn ein Auto wollte ich einerseits damals nicht. Andererseits hätte ich es mir als Student auch nicht leisten können und wollen.

Ich stand nun also mit dem Rad am Hafen. Mein Zuhause war, wie es damals auch war, meine WG gewesen. Ich war an einem Ort, von dem ich wusste oder den Eindruck hatte, dass es am Hafen war. Mir war der Ort bekannt. In diesem Traum. Ich fuhr an der Hafenlinie entlang und wusste, dass wenn ich in diese Richtung fahre, kommt eine Brücke, über die ich das Hafenbecken überqueren kann. Doch diese Brücke kam nicht. Ich stutzte und blieb stehen. Ich bemerkte, dass etwas anders war, als ich es kannte. Anstatt zu fahren, schob ich das Rad dann. Es kamen mir viele Erinnerungen hoch von damals. Aber im Traum war es irgendwie nicht damals. Das folgende ist schwer zu beschreiben. Es war wie damals und ich wollte nach Hause. Ich empfand die Empfindungen und Gefühle wie damals. Über die Beziehungen zu Freunden und Partner. Es war rein darauf basierend. Und von daher war ich in diesem Traum in Oldenburg. Als wäre ich dort zuhause und gleichsam aber nicht. Denn ich fand den Weg nicht mehr.

Dann wachte ich auf. Ich war wieder im ‚Real Life‘. Ich war auf dem Sofa eingeschlafen. Es war ca. 4:30 Uhr. Da ich wegen des Traums vom Erlebnis und den Eindrücken noch bewegt war, erinnerte ich mich nun auch im ‚Real Life‘ an meine Zeit in Oldenburg. Und deshalb öffnete ich YoutTube auf unserem TV und startete einige Clips über Oldenburg.

Als ich dann die Clips aus Oldenburg sah, wurde mir bewußt, dass es diese Gegend, von der ich im Traum annahm, das sie am Hafen war, in Oldenburg nicht existierte und auch heute nicht existiert. Sie hat dort niemals existiert! Die Gegend in meinem Traum war völlig ausgedacht und existiert als solches nicht in Oldenburg.
Nun kamen mir die Bilder aus dem Traum in Erinnerung und das sehr detailliert. Diese Bilder glichen eher einer alten Hafenstadt. Auf der einen Seite war eine Art schmaler Kanal mit hohen Kanalwänden und wirkte schon so, als sei es ein Bereich eines Hafens. Auf der anderen Seite befanden sich die Hinterhöfe alter Gebäude. Sie sahen schon so aus, als stünden sie in einer Gegend am Hafen. Alles sah eher alt und aber auch extrem detailliert aus. So, als ob diese Hinterhöfe und Gebäude sehr lange nicht renoviert worden waren. Fast wie das Bild einer sehr alten Hafengegend, die Hinterhöfe. Alles war in ein gelbliches Licht getaucht, so, wie der bekannte Sepia-Effekt. Ich glaube, das wichtigste hierbei scheint nun zu sein, dass ich keine Ahnung habe, welche Hafengegend in meinem Traum dargestellt wurde. Ich kann mich nicht mal erinnern, oder habe auch nur eine Ahnung, diese Gegend überhaupt schon mal gesehen zu haben, und sei es nur in einem Film. Es war ein Konstrukt, das aus mir selbst heraus kam bzw. ‚erstellt wurde‘. Es war die ‚gefühlsmäßige Darstellung von Oldenburg‘ in mir. Fast kommt es mir vor, als erlebte oder sehnte ich mir die Zeit in Oldenburg in diesem Traum herbei. Und es begann damit, was ich damals auch tat. Meine Gefühle in diesem Traum hatten etwas von Heimat.

Mittlerweile laufen in Reihe weitere Clips über Oldenburg im Hintergrund im TV weiter. Doch diese Bilder aus dem ‚Real Life‘ scheinen nichts mit dem zu tun zu haben, was ich im Traum erlebte. Denn sie sind nur das Oberflächliche. Ich erlebte in meinem Traum aber ‚Oldenburg, wie es früher für mich war‘.

Nun, da ich gerne und viel schreibe, könnte ich noch eine Weile weiter versuchen, das Erlebte mit Worten zu beschreiben. Doch es wird mir nicht gelingen, denn derartige Träume und Erlebnisse sind eher persönlicher Natur und deshalb könnte ich wahrscheinlich noch eine Stunde weiter schreiben. Doch es würde im Leser niemals das erzeugen können, was für mich oder in mir erzeugt hat. Diese Stimmung und Gefühle. Wie in die Zeit zurück versetzt.

Nun, wie kann so etwas kommen? Wie ist das zu erklären? Was geschieht in solchen Momenten?
Nun, wie sich unsere Welt bzw. unsere Realität im ‚Real Life‘ oder Wachbewußtsein darstellt bzw. zustande kommt, darüber meint man sehr viel zu wissen.
Hier ist es ganz klar. Wir besitzen Sinne. Sehen, Hören, Tastsinn, Rezeptoren für die Lage des Körpers, Gleichgewichtssinn, Geschmackssinn usw. usf.
Nehmen wir eine banale Situation und auch nur den Sehsinn. Ich schaue in den Garten. Photonen fliegen überall umher. Lichtgeschwindigkeit. Die Photonen kommen überwiegend von der Sonne. Objekte absorbieren Photonen. Vollständig oder teilweise. Objekte reflektieren Photonen. Vollständig oder teilweise. Diese (teilweise) reflektierten Photonen gelangen auf die Photorezeptoren meiner Augen, lösen dort eine Erregung aus, welche in Signale umgewandelt werden und zum Gehirn gelangen. Dort werden diese Signale wiederum interpretiert und in Bilder umgewandelt. Ich sehe die Realität so, wie ich sie sehe. Soweit, so logisch bzw. ‚erklärt‘?

Doch, wie kann eine solche Szene im Traum zustande kommen? Befinde ich mich mit meinem Körper und den dazu gehörenden Sinneswahrnehmungen etwa in einer solchen Umgebung mit reflektierten Photonen und all diesen Dingen? Ganz klar, nein. Wie kommt also dann eine solche Szene zustande? Schlimmer noch, wie findet die Trennung zwischen dem ‚Ich‘ und den städtischen Gebilden statt und zwar so, dass ich meine, mich in dieser Umgebung zu befinden? Wie muss ich mir das wissenschaftlich vorstellen, wo es doch keine physikalischen Begebenheiten in ‚dieser Traum-Welt‘ gibt?
Anscheinend muss es wohl doch möglich sein, dass eine städtische Situation, Häuser, Hafenbecken, Hinterhöfe, Farben usw. ‚erstellt oder generiert‘ wird und das auch noch ohne Photonen usw.. Das allein mag materialistisch gesehen schon fast unmöglich erscheinen, wenn man es korrekt und gewissenhaft beurteilen wollte.
Wir müssen sogar davon ausgehen, dass die gesamte Szene rein virtuell war, denn, wie oben beschrieben, gibt es im Traum keine Photonen und Sinneswahrnehmungen. Bei letztgenanntem könnte man noch diskutieren, denn so ganz sind Hörsinn, Sehsinn usw. während des Schlafes wohl nicht zu 100% ‚ausgeschaltet‘.
Ich befinde mich also im Traum in einer solchen ‚virtuellen Umgebung‘. Na ja, würde man jetzt wohl behaupten. Diese virtuelle Umgebung sind einfach Bilder. Doch wer oder was generiert diese Bilder in meinem Kopf? Da ich mal davon ausgehe, dass niemand sonst im meinem Kopf ist, kann ich es eigentlich nur ich selbst sein. Wobei man jetzt ja schon wieder überlegen muss, ob mit ‚Ich‘ etwas virtuelles gemeint ist oder irgendwie ‚Ich=mein Gehirn‘? Also, ich=Gehirn generiert diese virtuelle Szene. Ich=Gehirn meint, sich in dieser städtischen Szene zu befinden, wobei meinem Ich=Gehirn währenddessen nicht bewußt ist, dass alles nur Fake ist und eigentlich sogar das Ich selbst ist? Oder wird die städtische Szene autark einfach so und nutzlos und ohne Ursache generiert? Aber wieso ist es mir dann im Traum nicht bewußt? Und wieso soll das sinn- und nutzlos sein, wo doch das Kausalitätsprinzip in allen Dingen in der physikalischen Welt zwingend ist?
Es gibt ja nicht wenige Vertreter, die der Auffassung sind, dass alles im Grunde ohne tiefer gehenden Sinn ist. Demnach würde man schlicht annehmen, dass Aktivität im Gehirn stattfindet. Wieso und weshalb ist da eher nebensächlich und sehr wahrscheinlich völlig unbekannt. Zumindest kann man wohl aussagen, weil dort Energie in Form von Aktivitätspotentialen vorhanden ist. Demnach werden aus Gründen, die es nicht gibt oder mehr oder weniger unbekannt sind, quasi per se irgendwelche Dinge stattfinden. Nun werden wir wach und stellen fest, dass etwas da war und erinnern uns an einzelne Informationsfetzen und reimen uns daraufhin eine nette Geschichte zusammen. Das war es schon. Ob man es sich so einfach machen kann?
Bleiben wir bei der Aktivität, die sicherlich in irgendeiner Form im Gehirn, auch während des Schlafs, vorhanden ist. Welche Art Aktivität muss in meinem Gehirn stattfinden, damit ich diesen Traum über Oldenburg habe?
Gibt es überhaupt einen Zusammenhang zwischen der Art der Aktivität und dem, was ich träume? Nein als Antwort kann ich mir aus Sicht der Materialisten nicht vorstellen. Es würde wohl derart formuliert werden, dass eben die Vernetzung im Gehirn aufgrund der Erlebnisse und Erfahrungen besteht. Demnach ist wohl, während ich schlief, gerade in den Bereichen eine ‚Umverknüpfung‘ geschehen, in denen meine Erinnerungen aus Oldenburg ‚gespeichert‘ sind? Mh…schwer vorstellbar. Wieso machen die Träume eigentlich Sinn? Und wieso träume ich nicht von völlig absurden Dingen, die überhaupt nichts mit mir und meinem Leben zu tun haben? Okay, es gibt schon sehr verrückte Träume, zugegeben. Und dann sind irgendwelche wirren ‚Umverknüpfungen‘ passiert? Wo werden die Umgebungen generiert und wo das Ich in diesen Träumen?

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