Phänomen Traum: Wie ich lernte, mir die Schuhe zu schnüren

This entry is part 11 of 20 in the series Träume

Mit der Reihe ‚Das Phänomen Traum‘ möchte ich vehement der materialistisch orientierten Auffassung der Hirnforschung entgegentreten, die davon ausgeht, dass Träume im Grunde eine Art Neben- oder Abfallprodukt der Prozesse sind, die während des Schlafes potentiell im Gehirn stattfinden. Es sind nur Indizien, die ich liefern kann. Jedoch weisen diese in eine Richtung, die darauf hindeuten könnte, dass Träume viel mehr sind, als irgendwelche wert- und sinnlosen Geschichten, die sich das Hirn zusammen reimt.

Obgleich es nun mehr als vier Jahrzehnte her ist, erinnere ich mich gut, wie ich einst das Schnüren der Schuhe lernte. Und das quasi über Nacht, einfach so, von einem Tag auf den anderen, im wahrsten Sinne des Wortes.

Ich muss ca. 5 oder 6 Jahre alt gewesen sein, als meine Mutter mir immer wieder erfolglos versuchte beizubringen, wie man Schuhe schnürt. Wenn ich zur Schule ging, musste meine Mutter mir in der Früh immer die Schuhe zu schnüren, weil ich es nicht konnte. So oft, dass es mir selbst irgendwann bald peinlich war.

Dann, eines Nachts, träumte ich, wie es geht. Ich sah meine Füße von oben, wie an meinem echten Körper. Da es schon so lange her ist, weiß ich nicht mehr genau, wie der Ablauf in dem Traum genau war. Entweder hat mir jemand die Schuhe zugebunden und es mir auf diese Art gezeigt, oder ich hatte es in diesem Traum selbst gemacht und es dabei gelernt.

Ab dem kommenden Morgen konnte ich meine Schuhe selbst schnüren. Und seitdem ist es so.
Das ist der erste Traum an den ich mich erinnere, mit einem Inhalt, der Auswirkungen auf mein Leben in dieser Realität und innerhalb meines Wach-Bewusstseins hatte.

Entspricht dies der Theorie, dass Träume Deutungen des Gehirns von irgendwelchen Signalen sind, die dadurch zustande kommen, dass sich Synapsen im Schlaf neu verknüpfen und orientieren?
Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass dabei exakt die Trauminhalte herauskommen oder interpretiert werden, die genau diesen Verknüpfungen (Schnüren der Schuhe) entsprechen?

Wir wollen es an dieser Stelle mal ganz genau nehmen. Nach aktuellem Verständnis der Neurowissenschaft.
Das Bewußtsein kommt ‚irgendwie‘ und ‚irgendwo‘ zum gegebenen Zeitpunkt in meinem Gehirn zustande. Quasi immer, wenn ich nicht gerade bewußtlos, narkotisiert oder sonstwas bin.
Lernen kommt ‚irgendwie‘ dadurch zustande, dass sich Neuronen über deren Synapsen miteinander verbinden. Ich habe im letzten Satz ‚irgendwie‘ geschrieben, weil irgendwie nicht exakt bekannt ist, wie genau Informationen abgelegt werden. In welchen Neuronen oder über welche Synapsen wird beispielsweise das Schnüren der Schuhe gespeichert? Müsste es sich nicht bei jedem gleichermaßen im Gehirn darstellen, weil es ja auch das gleiche Lernen bzw. Lerninhalt darstellt?
Wird es binär, als Hexcode oder analog gespeichert?
Wenn man wüsste, in welcher Region, oder welche Neuronen wie verknüpft sind, müsste sich der Lerninhalt ‚Schnüren der Schuhe‘ nicht auch auf andere Menschen übertragen lassen, angenommen, man wäre imstande, dies umzusetzen bzw. zu implementieren? Ließen sich auf diese Weise noch umfangreichere Inhalte übertragen, z.B. die Erinnerung oder der Erlebnisinhalt eines Urlaubes in der Südsee?
Wenn ich wüsste, welche Neuronen mit wievielen Synapsen in welcher Region des Gehirns mit welchen anderen Neuronen verknüpft sind, um den Lerninhalt ‚Schnüren der Schuhe‘ zu kodieren, könnte man diese Information spezifisch auch löschen?
Und wie schaut es mit der Kapazität aus? Könnte man ‚die Bank sprengen‘?
Wieviel Information kann das Gehirn speichern? Angesichts dessen, dass die Anzahl der beteiligten Neuronen begrenzt ist, denn letztlich würde das alles nicht mehr ‚in den Kopf passen‘, müsste doch auch die Kapazität ‚irgendwann‘ begrenzt sein. Man denke an die Inselbegabten. Dieser Mann, der Zeit seines Lebens Bücher gelesen hat und sich an jedes Buch, jede Seite und jede Zeile erinnern kann. Er kann auf Nachfrage, jeden Satz auf jedweder Seite rezitieren. Was geschieht, wenn die Kapazität seines Gehirn schlicht erschöpft ist? ‚System overloaded‘?
Aber gehen wir noch weiter zurück zu den Basics, gewissermaßen beginnend bei ‚A‘.
Wir haben einen Organismus eines Menschen. Über Jahrmillionen hat sich durch Mutation und Selektionsdruck, bla bla bla usw. usf. letztlich aus unbelebter Materie das Gehirn entwickelt. Es war halt von Vorteil, dass es einerseits ein Gehirn gibt, andererseits, dass es immer komplexer wurde.
Denn dadurch konnte halt mehr gelernt und gespeichert werden. Wieso sollte Materie, die per se unbeseelt und sinn- bzw. nutzlos bzw. beliebig ist, sich derart organisieren? Wieso verknüpfen sich Synapsen neu oder überhaupt, allein durch das Eintreffen von Bild- und oder Ton-Informationen? Und dann noch derart, dass in Summe dies zu einem Vorteil, d.h. einem mehr oder weniger sinnvollen Verhalten führt? Also, ich gebe Reize auf ein System, welches sich daraufhin derart ‚konfiguriert‘, dass dies zu einem vorteilhaften äußeren Verhalten führt. Einfach so und von allein?
Beispiel: Weglaufen, wenn ein Löwe kommt. Angenommen, wir sind am Anfang der gesamten Erkenntniskette und es ist das erste Mal, dass ein Mensch auf einen Löwen stößt. Irgendwann muss es ja schließlich so gewesen sein. Der erste Mensch mit dieser Begegnung wird wohl gefressen worden sein, denn er hatte ja keinerlei Erfahrungen und somit Informationen dieser Art in seinem Gehirn ‚gespeichert‘.
(Wieso wollen Gehirnzellen überhaupt überleben?)
Aber gut. Es geht weiter. Viele viele Male wird ein Mensch aufgrund seiner nicht vorhandenen Informationen aufgrund eines Angriffes eines Löwen (woher ‚weiß‘ der Löwe in dieser frühen Anfangsphase überhaupt, dass ein Mensch Nahrung darstellt und/oder lohnt gejagt zu werden?) aufgefressen. Bis der Tag kommt, da andere Mitglieder des Stammes dies beobachten. Das bedeutet aus Sicht der Naturwissenschaft, sie sehen und/oder riechen es, d.h. sie nehmen Bild- und Geruchsinformationen wahr. Das könnte diese Informationen im Gehirn, wie und wo auch immer, ‚hinterlegen‘. Wieso ist das eigentlich etwas schlimmes oder negatives? Wie findet die Beurteilung statt? Woher weiß das Gehirn, dass es etwas ’nicht so gutes ist‘? Will das Gehirn etwa ‚überleben‘ und warum? Ein System, das aus einer Ursuppe, völlig rational und auf Basis der Chemie und Physik entstanden ist, interpretiert etwas als ’nicht so gut‘ und warum?

Aber lassen wir all diese ketzerischen Fragen, die zu nichts führen…

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