Phänomen Traum: Lilly kann uns auf unserem Weg nicht weiter begleiten

This entry is part 9 of 20 in the series Träume

Mit der Reihe ‚Phänomen Traum‘ möchte ich vehement der materialistisch orientierten Auffassung der Hirnforschung entgegentreten, die davon ausgeht, dass Träume im Grunde eine Art Neben- oder Abfallprodukt der Prozesse sind, die während des Schlafes potentiell im Gehirn stattfinden. Es sind nur Indizien, die ich liefern kann. Jedoch weisen diese in eine Richtung, die darauf hindeuten könnte, dass Träume viel mehr sind, als irgendwelche wert- und sinnlosen Geschichten, die sich das Hirn zusammen reimt.

Aus aktuellem Anlass, denn unsere liebe Hündin ‚Lilly‘ ist von uns gegangen, möchte ich von meinem Traum berichten, den ich vor ca. sechs Monaten hatte. Hierzu muss ich ein wenig ausholen.
Unsere Hündin Lilly war 17,5 Jahre alt. Ein wahrlich langes Leben. Als sie geboren wurde, zahlte man hierzulande noch mit der Deutschen Mark. Sie hatte es die ersten zwei Jahre nicht leicht, denn sie wurde in Spanien, genauer in Malaga, geboren und lebte dort, so nahmen wir an, auf der Straße. Wir konnten es an ihrem Verhalten erkennen, dass sie auf der Straße gelebt haben muss. Letztlich landete sie, wie viele Tiere dort, in einer Tötungsstation. Sie wurde dann von einer Organisation gerettet und nach Deutschland gebracht. Nachdem sie nach Deutschland kam, ‚diente‘ sie noch kurz als Amme und half dabei, einige Welpen zu ernähren, bevor sie letztlich, bereits ziemlich zerzaust und geschunden, zu meiner Frau kam. Etwas später lernte ich sie dann kennen. Seitdem hat Lilly eigentlich, mit ein paar Ausnahmen (z.B. als sie von einem aggressiven Hund aus heiterem Himmel angefallen und blutig zusammen gebissen worden war) ein behütetes, aufmerksames, umsorgtes und gutes Leben geführt. Das ist natürlich jetzt alles sehr knapp zusammengefasst.

Vor ca. 1,5 Jahren ging es ihr zunehmend schlechter und zwar insofern, dass sie nicht mehr so recht fressen wollte. Sie war immer noch sehr aktiv und folgte mir auch stets durch die Wohnung. In der Küche stand sie immer vor mir und wollte etwas zu essen haben. Wenn ich ihr etwas anbot, fraß sie es jedoch meistens nicht. Das einzige, was sie noch wirklich fressen wollte, waren Sauerländer Bockwürstchen. Klingt seltsam, aber diese Würstchen hatten wir seinerzeit das ein oder andere Mal zu einer Mahlzeit gemacht. Natürlich sind Sauerländer Bockwürstchen keine Grundlage für eine gesunde Ernährung, schon garnicht auf Dauer. Mehr als ein Würstchen wollte sie zudem auch nicht fressen. Und so nahm sie immer mehr an Gewicht ab. Ein Besuch beim Tierarzt und einer ersten Untersuchung inklusive kleinem Blutbild ergab keine Auffälligkeiten. Es wurden die Zähne (Zahnstein usw.) gemacht, falls es daran liegen würde. Wir testeten Schmerztabletten, um zu sehen, ob die Ursache vielleicht Schmerzen waren. Mit diesen Tabletten ging es ihr ein wenig besser. Doch, dass sie wenig bis garnicht essen wollte, hielt an. Sie verlor weiter an Gewicht. Ich hatte gedacht, dass man sie nicht einfach aufgeben und sterben lassen könne. Deshalb waren wir erneut beim Tierarzt. Dieses Mal wurde ein großes Blutbild erstellt sowie im Grunde alles, was man irgendwie messen und untersuchen kann, untersucht. Es wurde festgestellt, dass sie eine Schildrüsen-Unterfunktion sowie das Edison-Syndrom hat. Für beides bekamen wir Tabletten.
Bereits am ersten Tag der Medikation ging es ihr sofort besser, sie war wie ausgewechselt. Alles besserte sich abrupt, wenn man von einigen kleineren Malessen absieht, die natürlich auch schlicht auf ihr Alter zurück zu führen waren. Seit dieser Zeit bekommt sie also diese Tabletten. Wir waren immer mal wieder beim Tierarzt, um sie kurz durchhorchen zu lassen. Nach einem halben Jahr hatten wir nochmals einen Bluttest machen lassen, um zu sehen, wie sich ihre Vitalwerte verhalten. Es ergab sich, dass ihre Nierenwerte schlechter geworden waren. Auch mussten wir die Dosis des Schilddrüsenhormons erhöhen.
Ich kürze das an dieser Stelle etwas ab, denn ich möchte ja eigentlich noch auf den Traum zu sprechen kommen.
Lilly ging es wieder schlechter trotz Medikation.
Daran, dass sie sehr häufig Wasser lassen muss, was uns dazu veranlasste, min. alle 1-2 Stunden mit ihr ‚Pippi-Machen‘ zu gehen, hatten wir uns bereits gewöhnt und gerne für sie getan.
Doch dann war es nicht mehr zu übersehen, dass das Leben für sie nicht mehr viel zu bieten hatte und jede Bewegung schmerzte. Sie konnte auch kein Häufchen mehr machen, ohne, dass sie dabei nach hinten umfiel. Wir mussten sie stets festhalten. Denn ansonsten wäre sie rückwärts direkt in ihren Haufen hinein gefallen, was auch das ein oder andere Mal vorkam, wenn man nicht rechtzeitig reagiert hatte. Es gab weitere wirklich klägliche Situationen und letztlich mussten wir eine extrem schwere und verantwortungsvolle Entscheidung treffen, um ihr weiteres Leid zu ersparen.

Vor ca. sechs Monaten hatte ich nun den folgenden Traum. Ich fuhr auf dem Rad, eine Szene, die schlüssig ist, denn ich hatte gerade erst mein Rad geputzt, erneuert und wieder einwandfrei in Schuss gebracht. Ich war unterwegs, anscheinend in die Stadt. Genau erinnere ich mich nicht, wohin ich eigentlich fahren wollte oder wo ich hingefahren war. Dann war ich auf dem Rückweg auf einer Straße, die ich gut kenne. Dort hatten wir vor einigen Jahren gewohnt. Ich fuhr eifrig und zügig. Plötzlich hörte ich ein Schnaufen und leichtes Keuchen rechts von mir. Ich blickte zur rechten Seite und sah Lilly, unsere Hündin. Sie war anscheinend neben mir am Rad gelaufen, ohne, dass ich es bemerkte. Es war mir schlicht nicht bewußt. Bis zu diesem Zeitpunkt war ich der Meinung, dass ich völlig alleine mit dem Rad unterwegs war. Wir sind real tatsächlich sehr viel mit unseren Hunden und mit dem Rad unterwegs gewesen, wobei wir auch eine Laufstange benutzten, an der man die Hunde anleinen konnte, so dass sie mit einem Abstand rechts vom Rad neben und herlaufen konnten. Das war auch bei oder mit Lilly so, nur dass sie dies seit ca. 4 Jahren nicht mehr konnte aufgrund ihres Alters. All dies war bekannt, nur dass sie nun in diesem Traum plötzlich an meinem Rad neben mir herlief überraschte mich sehr, denn ich wusste es schlicht nicht. Ich hatte deshalb, weil ich es nicht wusste und so rasant und angestrengt mit dem Rad geradelt war und Lilly neben mir lief, ihr bestes gab, um mit zu halten, trotz ihres Alters, ein schlechtes Gewissen. Es tat mir leid, dass ich es nicht bemerkte und sie deshalb vielleicht über Gebühr herum getrieben und überanstrengt hatte.
Ich hielt mein Rad am Straßenrand an und leinte sie vom Rad ab. Es herrschte kein Verkehr, so dass ich mir diesbezüglich keine Sorgen machte. Lilly ging daraufhin um das Rad herum auf die linke Seite vom Rad, ein wenig auf die Straße, wo sich eine Schlagloch oder besser Mulde in der Straße befand. Sie legte sich hinein und rollte sich wie eine Katze zusammen und schlief ein. Sie sah so friedlich aus. Allgemein machte Lilly einen sehr guten Eindruck in diesem Traum. Sie hatte keine grauen Haare wie im Jetzt und sie sah auf jeden Fall jünger und toll aus.
Mir wurde bewußt, dass ich nicht ihren Körper sah, sondern ihre Seele, die sich nur in der Form darstellte, wie ich sie im Jetzt kenne.
Mir wurde auch klar, dass sie sich nicht bloß schlafen legte, sondern dass sie sich womöglich zum Sterben hinlegen würde. Der Tod an sich trat in diesem Traum nicht ein, es war vielmehr symbolisch zu verstehen.
Die Message war klar: „Lilly kann mir oder uns auf meinem oder unserem Weg durch das Leben nicht mehr weiter folgen.“
Es war wie ein Abschied im Geiste. Die friedliche Art, wie sie sich in das Loch einrollte und einfach einschlief, sollte bedeuten, dass es okay sei. Eigentlich könnte ich noch deuten, wenn ich in mich hinein horche, dass es im Gegenteil nicht gut sei. wenn ich nicht lerne, los zu lassen. Genau das könnte mein persönliches Problem sein. Ich bin ein sehr verantwortungsbewußter Mensch. Und so halte ich es mit den Lebewesen in meiner Nähe bzw. für die ich mich verantwortlich halte. Daher fällt es mir schwer, los zu lassen. So z.B., wie es nötig wäre, wenn ein Körper zu alt ist, um in dieser Welt zu bleiben. Und vielleicht bedeutet es ja auch zusätzliches Leid und Schmerz für Lilly? Hunde sind die loyalsten und treuesten Gefährten des Menschen. Wenn sie nicht gerade aufgrund eines akuten Ereignisses (Herzanfall, Schlaganfall, Krebs oder ähnliches) aus der Welt scheiden, so bleiben sie ihrer vorgegebenen Maxime immer treu und geben von sich aus niemals auf.

Ich frage nun die atomistisch ausgerichteten und denkenden Hirnforscher: „Welche neuronalen Änderungen über Nacht, d.h. im Schlaf, müssen stattfinden, damit das Gehirn eine solche (sinn- und/oder nutzlose) ‚Geschichte‘ zustande bringt bzw. ’sich ausdenkt'“?

Denkt ihr nicht, dass eure Deutung völliger Humbug, aber zumindest realitätsfern und/oder unvollständig ist?

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